«Wir wollen auf keinen Fall schikanös sein»

    Sind die Covid Kontrolleure überall willkommen?

    Über 4000 Betriebe wurden in den letzten Wochen von «Corona-Kontrolleuren» besucht. Das Fazit war teilweise ambivalent, denn es musste vielerorts nachgebessert werden bei den Schutzkonzepten und Umsetzungen. Wir haben mit Stephan Gassmann vom Gesundheitsdepartement Basel-Stadt geredet.

    (Bild: zVg) Stephan Gassmann, Leiter Planungskoordination der Verantwortliche für die «Schutzkonzepte Covid 19»

    Stephan Gassmann ist als Leiter Planungskoordination der Verantwortliche für die «Schutzkonzepte Covid 19». Er bewegt sich in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Geschäftsinteressen, menschlichem Bewegungsdrang und sozialen Bedürfnissen. Gleichzeitig muss er konsequent die Befolgung der Schutzmassnahmen einfordern. Stephan Gassmann sieht sich und seine Kontrolleure nicht als schikanöse Truppe, die versucht, Fehlverhalten aufzudecken. Die meisten Betriebe seien sogar froh über die Besuche, wenn ein konstruktiver Austausch stattfinde. Manchmal gebe es aber schon «Corona-Skeptiker», die etwas schärfer reagieren würden. Gassmann verstehe dies zwar, wie er in diversen Interviews sagte, weil es da auch um die Angst vor Kunden- und Umsatzverlust ginge. Wo er keine Kompromisse mache, ist bei der Datenerhebung der Kundschaft. Diese müsse zwingend effizient sein, sonst könne man kein gutes Contact Tracing garantieren. Dieses sei eh schon am Anschlag. Und wenn er merke, dass er angelogen würde, da «lupfe es ihm dann schon mal den Hut» (Quelle: Telebasel).

    Stephan Gassmann, was beinhaltet konkret die Aufgaben eines «Corona-Kontrolleurs»?
    Stephan Gassmann: Für die einzelnen Betriebe wie Coiffeure, Restaurants, Detailhandel und so weiter. bestehen sogenannte Branchenschutzkonzepte. Die Betriebe müssen nun aufgrund dieser Branchenschutzkonzepte ein Schutzkonzept für ihren eigenen Betrieb sicherstellen. Die Kontrolleure haben aufgrund dieser Branchenschutzkonzepte einen Protokollbogen erstellt. Dieser beinhaltet Massnahmen aus den Schutzkonzepten, welche überprüft werden sollen.

    Wie läuft der Prozess der Kontrolle ab?
    Der Kontrolleur besucht einen Betrieb und stellt die Fragen gemäss Protokollbogen und prüft somit, ob die verlangten Massnahmen gemäss Schutzkonzept im Betrieb umgesetzt werden.

    (Bild: PEXELS) Besonders in gewissen Branchen müssen die Schutzkonzept-Kontrolleure genauer auf die Umsetzung der Schutzmassnahmen achten.

    Wie hoch ist der Aufwand für so eine Kontrolle?
    Es ist mit einem Zeitaufwand von rund 30 Minuten zu rechnen. Die Besuche finden unangemeldet statt.

    Was muss seitens von Ihnen als Kontrolleur besonders beachtet werden bei der Durchführung?
    Wichtig ist, dass das Schutzkonzept vorhanden ist. Weiter müssen die Hygienemassnahmen, wie z.B. Handdesinfektionsmittel umgesetzt sein. Ebenfalls wichtig ist die Einhaltung der Abstandsregel. Zum Beispiel in Restaurants müssen die Tische einen Abstand von 1,5 Meter zueinander aufweisen. Ebenfalls kontrolliert wird, ob die Maskentragpflicht eingehalten wird.

    Sind die Kontrollen individuell auf jeden Betrieb oder Branche angepasst, oder gibt es da Einheitsvorgaben?
    Gewisse Massnahmen wie das Vorhandensein des Schutzkonzepts und des Handdesinfektionsmittel, wie auch die Maskentragpflicht sind in allen Betrieben verlangt. Es gibt auch individuelle Vorgaben. Beispielswesie in Restaurants, wo die Kontaktdaten der Gäste erhoben werden müssen. Oder auch muss in Herrentoiletten zwischen den einzelnen die Pissoirs ein Abstand von 1,5 Meter vorhanden sein. Ebenfalls muss ein Reinigungsplan der sanitären Anlagen öffentlich einsichtbar sein.

    Nehmen wir an, ein Betrieb hat die Vorgaben nicht eingehalten. Welche Schritte und Massnahmen werden eingeleitet?
    Es wird die «Schwere» des Mangels unterschieden. Fehlt beispielsweise das Schutzkonzept oder das Handdesinfektionsmittel, hat der Betreiber 24 Stunden Zeit, diesen Mangel zu beheben. Dann sprechen wir von Sofortmassnahmen. Sind jedoch Mängel bei der Kontaktdatenerhebung festzustellen, wird der Betreiber darauf aufmerksam gemacht und erhält eine Verwarnung.

    Interview: Daniele Ciociola

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