Seit 30 Jahren arbeitet Dr. Hiyam Marzouqa im Caritas Baby Hospital. Als Chefärztin trägt sie Verantwortung für die medizinische Ausrichtung des Kinderspitals in Bethlehem.
Schon als Kind wusste Hiyam Marzouqa, dass sie Kinderärztin werden will. Mit Bestnoten machte sie an der deutschsprachigen Schule in Bethlehem ihren Abschluss und erhielt ein Stipendium für ein Medizinstudium in Würzburg. Bei aller Freude über diese Chance fehlte ihr ihre Familie sehr. Täglich schrieb sie Briefe in die Heimat, auch wenn diese wochenlang unterwegs waren.
Grossfamilie als Heimat
Bis heute ist die Verbindung zu ihren betagten Eltern und ihren sechs Geschwistern sehr eng. Ihre eigenen beiden Söhne leben im Ausland. Wie so viele junge, gut ausgebildete Menschen sehen sie kaum eine Lebensperspektive in der Region. Wenn möglich kommen sie an Weihnachten nach Bethlehem und feiern mit der ganzen Familie das Fest von Christi Geburt. Diese Möglichkeit bot sich Hiyam Marzouqa während ihrer Studienzeit in Würzburg nicht. Am liebsten hätte sie Weihnachten damals aus dem Kalender gestrichen. Bis zum Heiligen Abend freute sie sich an den pittoresken Weihnachtsmärkten und gönnte sich gelegentlich ein Glas Glühwein. «Aber den 24.12. konnte ich fernab der Familie kaum ertragen.» Vor genau 30 Jahren, 1989, schloss Hiyam Marzouqa ihr Studium ab und machte ein Praktikum im Caritas Baby Hospital. Wenn die Kinderärztin auf diese Zeit zurückblickt, wird ihr bewusst, wie sehr sich die medizinische Versorgung in Palästina im All-gemeinen und im Caritas Baby Hospital im Speziellen weiterentwickelt hat. Inzwischen ist das Kinderspital einer der ersten Ansprechpartner im Land, wenn es um pädiatrische Medizin geht.
Persönliche Kraftquelle
Fast jeden Tag geht Hiyam Marzouqa vor der Arbeit in die Geburtskirche in Bethlehem und zündet Kerzen an. Dieses Ritual hilft ihr, Kinder mit schwierigen Diagnosen «Gott anzuempfehlen.» Das Gebet ist ihre persönliche Kraftquelle, der Austausch im Team die professionelle. «In unserem Beruf gibt es sehr schöne Erlebnisse, aber auch schwierige», weiss sie aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung. «In den schwierigsten Momenten ist ein Kinderlachen die beste Motivation.»
pd