Für e-Sport-Fans heissen die Helden beim FCB nicht zwingend Lang, van Wolfswinkel, Vaclik oder Akanji
Sie trainieren wie echte Sportprofis, tragen bei Turnieren stolz die Original-Jerseys der Fussballclubs, mobilisieren viele Fans und geniessen in einigen Ländern Kultstatus: Die eSportler. Der Trend ist unaufhaltsam. Fussballclubs leisten sich mittlerweile eine eSport-Mannschaft. So auch der FC Basel.
In Korea und Japan, in Nordamerika, und auch schon in Europa füllen sich ganze Hallen bei den eSport-Turnieren. Die Stimmung ist zuweilen an gewissen Events vergleichbar mit der Atmosphäre in einem Indoor-Fussballstadion. Die Identifikation mit den virtuellen Teams am Bildschirm und den «echten Spielern» an Joytick und Tastatur ist erstaunlich. Einige der Top-Spieler sind professionelle eSportler und trainieren täglich stundenlang. Sogar Fangruppen entstehen und die Zielgruppe wird immer grösser. Da wollte der FC Basel keinesfalls den Trend verschlafen.
Trainieren wie Profis für ein riesiges künftiges Zielpublikum
Spiel, Strategie und Performance. So kann man in wenigen Worten den eSport umschreiben. Im offiziellen FCB-Jersey sitzen der Schweizer Luca Boller und die «Legionäre» Florian Müller und Tim Katnawatos aus Deutschland für Rotblau als eSport-Profis vor den Bildschirmen. Mittlerweile gibt es sogar schon einen Transfermarkt für eSportler und die besten Spieler werden gehandelt wie im «echten Fussballbusiness». In verschiedenen Studien haben sich Sportwissenschaftler mit den Leistungen auseinandergesetzt, die professionelle Computerspieler erbringen: «E-Sportler sind beim Spielen am Computer oder der Konsole höchsten Belastungen ausgesetzt – auf motorischer, kognitiver und emotionaler Ebene», sagen die Wissenschaftler. Eine aktuelle Studie besagt, dass 80 Prozent der Schweizer Jugendlichen Games spielen und 60 Prozent sogar mindestens einmal in der Woche. Diese Zielgruppe unterhält sich mit YouTube, Games und eben mit e-Sports.
Die Fussballvereine wollen ein rasant wachsendes Zielpublikum erreichen, welches nicht zu den eifrigen und regelmässigen Stadionbesuchern zählt. Ein überdurchschnittlicher Anteil der e-Sports Fans stammt übrigens gemäss einigen international durchgeführten Studien aus verschiedenen, aber auch immer häufiger aus höheren Einkommensschichten.
FC Basel «mittendrin statt nur dabei»
Kein Wunder, mischt auch der FC Basel kräftig mit. Kürzlich hat sich der FCB mit zwei Profis aus Deutschland verstärkt und war im August 2017 am «FIFA Interactive World Cup» (FIWC) in London vertreten. Alle Turniertage wurden per Livestream hier auf FIFA.com übertragen. Florian «CodyDerFinisher» Müller qualifizierte sich am World Cup in einem packenden Halbfinal per Golden Goal für das Finale der Xbox-Division. Am Schluss schaute der Vize-Weltmeistertitel heraus. England gewann indes in der Franchise EA SPORTS™ FIFA Division den Titel und damit 200’000 US Dollar plus eine Reise für zwei Personen zu den nächsten FIFA Best FIFA Football Awards. Der Zweitplatzierte gewann 40’000 Dollar.
Mit Florian Müller und Tim Katnawatos stellte der FC Basel 1893 als einziger Fussballverein der Welt zwei Spieler beim Rennen um die begehrte WM-Trophäe auf dem virtuellen Rasen. Der Wechsel des 18-jährigen Florian Müller von STARK eSports zum FCB wurde in vertrauensvoller Kooperation mit seinem Management, der führenden und namhaften FIFA eSports Agentur STARK eSports, in die Wege geleitet und vollzogen. Müller, in der FIFA-Szene besser bekannt unter seinem Nickname «CodyDerFinisher», qualifizierte sich über hervorragende Ergebnisse in der Weekend League für das europäische FIWC Regional Finale in München. Dort bezwang er in einem Herzschlagfinale seinen Trainingspartner Michael Bittner (ebenfalls von STARK eSports) und sicherte sich damit seinen WM-Startplatz in der Xbox One-Division. Auch Tim Katnawatos freute sich über seinen Transfer zum FCB: «Die gute Reputation des Vereins haben mich überzeugt. Es ist eine Ehre für mich, dass der beste Verein der Schweiz mich als eSportler unter Vertrag genommen hat. Ich freue mich darauf, mich als FCB-Teammitglied mit anderen Vereinen und deren eSportlern zu messen.»
250 Millionen e-Sport-Fans
Weltweit gibt es rund 250 Millionen e-Sport-Fans. Es wird auf Teams gewettet, an Turnieren angefeuert und mit den Spielern am Bildschirm gelitten. International kann man diese Entwicklung schon seit 2015 beobachten. Der VfL Wolfsburg war der erste Fussballverein in Europa, der eine e-Sports-Abteilung geschaffen hat. Mittlerweile sind andere Clubs, wie beispielsweise Paris Saint-Germain, FC Schalke, Valencia oder eben in der Schweiz der FC Zürich, der FC St.Gallen und der FC Basel nachgezogen. Der FC United Zürich war 2016 hierzulande der Vorreiter. Im Dezember 2016 folgte der FC St.Gallen und danach der FCB, der FC Luzern, Servette FC und zuletzt Lausanne Sport. Die Clubs haben den Braten gerochen und das Potenzial entdeckt. Zwischen dem realen und dem digitalen Fussball gäbe es immer mehr Berührungspunkte und die Spiele würden von Jahr zu Jahr realistischer, heisst es. Auch die «echten Fussballprofis» sind sehr interessiert. Man wolle, so heisst es bei den Clubs, beide Welten zukünftig noch enger zusammenführen.
JoW